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Fragiler Schutz unserer Kommunikation über Unterseekabel

21.06.2022

ATHENE-Forschende untersuchen Anfälligkeit von Staaten für Ausfälle von Unterseekabeln
Innerhalb von Sekunden eine Webseite aufrufen, einen Film streamen oder in sozialen Netzwerken aktiv sein ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit. Dass der Datentransfer dabei über tausende von Kilometern am Meeresgrund verlegte Kabel erfolgt, ist Vielen oft nicht bewusst. Rund 98 Prozent des internationalen Internetverkehrs werden heute über unterseeische Kommunikationskabel abgewickelt. Küsten- und Inselstaaten sind dabei in hohem Maße von dieser physischen Infrastruktur abhängig, um Internetanschlüsse zu gewährleisten. Obwohl im Jahresdurchschnitt etwa 100 Seekabelausfälle menschlichen oder natürlichen Ursprungs auftreten, gibt es derzeit jedoch keine globale Analyse, die die Anfälligkeit einzelner Staaten für Ausfälle im globalen Vergleich bewertet.
ATHENE-Wissenschaftler Jonas Franken, Thomas Reinhold und Prof. Christian Reuter vom Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) an der TU Darmstadt haben sich diesem Thema angenommen.

In ihrer jetzt im International Journal of Critical Infrastructure Protection (IJCIP) erschienen Studie "The Digital Divide in State Vulnerability to Submarine Communications Cable Failure" beschreiben sie die Anfälligkeit einzelner Staaten für Ausfälle unterseeischer Kommunikationskabel und bewerten diese in einem globalen Vergleich.
Als Ergebnis dieser Studie werden 15 hochgradig gefährdete Staaten und Überseegebiete sowie weitere 28 Gebiete identifiziert, die als teilweise gefährdet eingestuft werden. "Unsere Ergebnisse können dazu beitragen, die Notwendigkeit präventiver Schutz­maß­nahmen für kritische Telekommunikationsinfrastrukturen in Staaten und Territorien mit hoher und mittlerer Verwundbarkeit besser einschätzen zu können", so Thomas Reinhold.

Die Erkenntnisse der ATHENE-Wissenschaftler flossen in eine vom Europäischen Parlament in Auftrag gegebenen Studie über Sicherheitsbedrohungen für unterseeische Kommunikationskabel und -infrastrukturen ein, die ebenfalls jüngst veröffentlicht wurde. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Kopenhagen, Dänemark und der Sciences Po Paris, Frankreich schaute sich ATHENE-Forscher Johans Franken die Sensibilisierungs-, Bereitschafts- und Reaktionsmechanismen der Unterseekabel auf EU-Ebene als auch auf Ebene der Mitgliedstaaten genauer an.

In Ihrer Arbeit geben die Wissenschaftler einen systematischen Überblick über die aktuellen Sicherheitsbedrohungen sowie über die Akteure, die diese Bedrohungen verursachen. Auf der Grundlage von Berichten und Expertenbeiträgen nehmen sie eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Sensibilisierungs-, Bereitschafts- und Reaktionsmechanismen sowohl auf EU-Ebene als auch auf Ebene der Mitgliedstaaten vor. In ihren Empfehlungen zeigen sie auf, wie die Widerstandsfähigkeit des Kabelnetzes verbessert werden kann. Die Vorschläge stützen sich auf die Notwendigkeit, das EU-weite Bewusstsein zu schärfen, die Koordination zu verbessern und Informationen zwischen den EU-Institutionen und den Mitgliedstaaten auszutauschen. Darüber hinaus sollten die Überwachungskapazitäten ausgebaut, die Reaktions- und Reparaturmechanismen gestärkt und das Thema in das außenpolitische Handeln einbezogen werden, so die Empfehlung der Wissenschaftler.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der russischen Angriffe auf Ziele im Schwarzen Meer im derzeitigen Krieg in der Ukraine erfährt die Verwundbarkeit der maritimen Infrastrukturen eine wachsende öffentliche und politische Aufmerksamkeit.

Weitere Informationen

Studie The Digital Divide in State Vulnerability to Submarine Communications Cable Failur”,
erschienen im International Journal of Critical Infrastructure Protection (IJCIP)
Autoren: Jonas Franken, Thomas Reinhold, Lilian Reichert, Christian Reuter (2022)
Link zur Studie

Studie Security threats to undersea communications cables and infrastructure – consequences for the E
Autoren: Christian Bueger (Universität Kopenhagen), Tobias Liebetrau (Sciences Po Paris), Jonas Franken (TU Darmstadt
Download über die Think-Tank-Seite des Europäischen Parlaments: https://www.europarl.europa.eu/thinktank/en/document/EXPO_IDA(2022)702557

Bericht auf der Seite des Lehrstuhls für Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC): https://peasec.de/2022/ijcip-studie-unterseekabel/

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