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Volks­ver­schlüs­se­lung: Deutschland mailt sicher

29.06.2016

CRISP-Partner Fraunhofer SIT und die Deutsche Telekom starten die Volks­ver­schlüs­se­lung.

Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informations­technologie SIT und die Deutsche Telekom starten am 29. Juni die Volks­ver­schlüs­se­lung. Sie besteht aus der vom Fraunhofer SIT entwickelten benutzerfreundlichen Software und der dazugehörigen Infrastruktur, die von der Deutschen Telekom in einem Hochsicherheitsrechenzentrum betrieben wird.

Mit der Volks­ver­schlüs­se­lung können Windows-Nutzer die eigenen Rechner mit wenigen Klicks verschlüsselungsfähig machen. Die Software steht ab sofort unter www.volksverschluesselung.de zum kostenlosen Download zur Verfügung. Dort wird auch der Quelltext der Software einsehbar sein.

"Verschlüsselung ist die Grundlage einer selbstbestimmten digitalen Kommunikation. Wir unterstützen die Volks­ver­schlüs­se­lung als einen wichtigen Baustein dieser Selbstbestimmung und werden damit unserer digitalen Verantwortung gerecht", sagte Thomas Kremer, Datenschutzvorstand der Telekom, in Berlin. "Kopf in den Sand stecken und denken ,Meine Mails interessieren doch eh niemanden' macht Nutzer zum Spielball. Wir wollen dagegen den digital mündigen Bürger", betonte er weiter.

Prof. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer SIT: "Mit der Volks­ver­schlüs­se­lung können Bürgerinnen und Bürger ihre digitale Souveränität verbessern und sich wirkungsvoll vor unerwünschter Massenüberwachung schützen. Mit unserem neuen Angebot unterstützen wir die digitale Agenda der Bundesregierung und erfüllen die Forderungen der "Charta zur Stärkung der ver­trauens­würdigen Kommunikation", die auf dem vergangenen IT-Gipfel von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vorgestellt und unterzeichnet wurde."

Die Volks­ver­schlüs­se­lung ist eine Software, die sowohl die notwendigen krypto­grafischen Schlüssel generiert, als auch die E-Mailprogramme der Benutzer entsprechend konfiguriert. Für die eigentliche Verschlüsselung brauchen die meisten Nutzer kein neues Programm, da die meisten E-Mailprogramme von Haus aus verschlüsseln können, wenn entsprechende Schlüssel vorhanden sind. Somit können selbst unerfahrene Nutzer verschlüsselte E-Mails verschicken.

Die Volks­ver­schlüs­se­lung erzeugt die krypto­grafischen Schlüssel direkt auf dem Endgerät des Nutzers. Diese privaten Schlüssel verbleiben ausschließlich in der Hand des Nutzers und befinden sich zu keiner Zeit in den Händen des Betreibers der Infrastruktur. Zur Nutzung der Verschlüsselung genügt die Installation der Software und eine einfache sichere Identifikation. In der ersten Ausbaustufe erfolgt die Authentifizierung elektronisch über den Telekom Log-In oder mit Hilfe des elektronischen Personalausweises. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich persönlich bei einer Reihe von Fraunhofer-Veranstaltungen zu registrieren.

In weiteren Schritten soll die Registrierung zeitnah vereinfacht werden. So ist zum Beispiel geplant, dass sich Interessierte in Telekom Shops ausweisen und für die Volks­ver­schlüs­se­lung registrieren lassen können. Thomas Kremer: "Die Volks­ver­schlüs­se­lung auf breite Füße zu stellen und viele Nutzer zu haben ist unsere Priorität. Denn nichts ist unerfreulicher als verschlüsselt kommunizieren zu wollen, aber keine Empfänger dafür zu finden."

Nach ihrer Veröffentlichung soll die Volks­ver­schlüs­se­lung sukzessive weiterentwickelt werden: Aktuell können Windows-Nutzer über E-Mailprogramme wie Outlook oder Thunderbird verschlüsselt per E-Mail kommunizieren. In weiteren Schritten sind Versionen für Mac OS X, Linux, iOS und Android geplant. Die Software unterstützt zunächst den S/MIME-Standard, in einem nächsten Schritt wird sie zusätzlich OpenPGP unterstützen. Mit der Volks­ver­schlüs­se­lung erfüllen Fraunhofer und die Telekom ein Bekenntnis zur Stärkung einer ver­trauens­würdigen Kommunikation, das Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft mit einer gleichnamigen Charta im Rahmen des IT-Gipfels 2015 abgegeben haben. Die Charta war in der Fokusgruppe "Verschlüsselung" innerhalb der Plattform "Sicherheit, Schutz und Vertrauen für Gesellschaft und Wirtschaft" des IT-Gipfels entwickelt worden.

Im Folgenden haben wir zentrale Fragen und Antworten zur Volks­ver­schlüs­se­lung zusammengestellt. Weitere Fragen und Antworten, sowie Informationen zum Thema Volks­ver­schlüs­se­lung und Verschlüsselung allgemein finden Sie unter www.telekom.com/verschluesselung und unter www.volksverschluesselung.de.

Was ist die Volks­ver­schlüs­se­lung?

Mit der Volks­ver­schlüs­se­lung hat das Fraunhofer SIT eine Initiative gestartet, um die Nutzung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in der Bevölkerung zu verbreiten und damit den Schutz der elektronischen Kommunikation von Privatpersonen sowie Unternehmen zu erhöhen. Mit der Veröffentlichung der Volks­ver­schlüs­se­lungs-Software starten das Fraunhofer SIT als Entwickler und die Deutsche Telekom AG als Betreiber der Infrastruktur das erste kostenfreie Angebot der Volks­ver­schlüs­se­lung.

Warum soll ich als Nutzer meine Mails überhaupt verschlüsseln?

Mit Verschlüsselung können Nutzer zum Beispiel sensible persönliche Daten besonders schützen, etwa E-Mails mit medizinischen oder finanztechnischen Informationen. Die unerlaubte Massenüberwachung von Emails verstößt zudem gegen das deutsche Grundrecht und bedroht auch die Meinungsfreiheit. Mit der Ende-zu-Ende-Sicherheit der Volks­ver­schlüs­se­lung sichern Nutzer deshalb zugleich ihre digitale Souveränität.

Was ist Ende-zu-Ende-Verschlüsselung?

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung stellt sicher, dass ein Absender eine Nachricht so verschlüsselt, dass nur der intendierte Empfänger sie wieder entschlüsseln kann. Auch wenn die Nachricht auf ihrem Weg viele Server passiert, bleibt ihr Inhalt immer vertraulich. Das garantiert die Kryptografie.

Wie arbeitet die Volks­ver­schlüs­se­lungs-Software?

Die Software erzeugt zunächst auf dem Gerät des Nutzers die krypto­grafischen Schlüssel, mit denen sich E-Mails und Daten verschlüsseln und signieren lassen. Nachdem der Nutzer seinen Registrierungsschlüssel eingegeben hat oder sich erfolgreich per DTAG Telekom Login (entspricht dem Anmeldeverfahren etwa an dem Kundencenter) oder dem elektronischen Personalausweis identifiziert hat, werden bei der Zertifizierungsstelle der Volks­ver­schlüs­se­lung digitale Zertifikate für Verschlüsselung, Authentisierung und Signatur erzeugt.

Nach Empfang der Zertifikate sucht die Software automatisch auf dem Gerät des Nutzers nach E-Mail-Programmen, Browsern und anderen Anwendungen, die Kryptografie nutzen können. Die Schlüssel und Zertifikate werden dann automatisch in die vor­handenen Anwendungsprogramme zur Nutzung der Zertifikate eingebracht.

Nach diesem einmaligen Schritt lassen sich E-Mails etwa in MS Outlook und Thunderbird einfach verschlüsseln und signieren.

Was ist das Besondere an der Volks­ver­schlüs­se­lung?

Die Volks­ver­schlüs­se­lung setzt auf Benutzerfreundlichkeit. Die Software übernimmt automatisch alle Schritte des Prozesses, angefangen von der Schlüsselerzeugung über die Zertifizierung bis hin zur Einrichtung und Konfiguration der Anwendungsprogramme auf den verschiedenen Geräten des Nutzers. Der Nutzer muss sich nicht mehr um die Installation der Schlüssel und Zertifikate und die Konfiguration der Anwendungen kümmern. Auch technisch weniger bewanderten Nutzern ist es somit möglich, ohne großen Aufwand ihre E-Mails und Daten zu verschlüsseln.

Welche Kosten/Gebühren fallen an?

Die Nutzung von Infrastruktur und Software ist für Privatanwender kostenlos.

Kann die Volks­ver­schlüs­se­lung auch mit Web-Mail genutzt werden?

Die Volksverschlüsslung stellt X.509-Zertifikate aus und unterstützt damit alle S/MIME-fähigen E-Mail-Clients. Die Integration in Web-Mail-Dienste ist anbieterabhängig und erfordert die Zusam­men­arbeit mit den Dienstanbietern. Eine enge Zusam­men­arbeit mit den Dienstanbietern wird vom Fraunhofer SIT angestrebt, damit E-Mail-Verschlüsselung sich weit verbreitet und auch im Web zur Normalität wird.

Was ist S/MIME?

S/MIME heißt Secure / Multipurpose Internet Mail Extensions. Das ist ein internationaler Standard, der festlegt, wie verschlüsselte E-Mails verschickt werden. S/MIME nutzt X.509-Zertifikate.

Kann die Volks­ver­schlüs­se­lung auch mobil über Apps genutzt werden?

In einem ersten Schritt ist die Volksverschluesselung für Windows PCs ausgelegt. Perspektivisch soll die Verschlüsselungs-Software auch auf mobilen Geräten so einfach nutzbar sein wie im ersten Schritt für Windows. Hierzu ist geplant, Versionen für Android und iOS zu entwickeln, siehe nächste Frage.

Auf welchen Systemen läuft die Volks­ver­schlüs­se­lungs-Software?

Die Software gibt es bislang für Windows. Versionen für Mac OS X, Linux, iOS und Android sind geplant.

Ist die Volks­ver­schlüs­se­lung auf Hintertüren überprüfbar?

Ja. Wir wollen allen Interessierten freie Einsicht in den Source Code ermöglichen. So können sich Experten selbst davon überzeugen, dass keine Hintertüren (Backdoors) in der Software existieren. Außerdem veröffentlichen wir auch das Kommunikationsprotokoll, über das die Volks­ver­schlüs­se­lungs-Software mit der Zertifizierungsstelle kommuniziert.

Warum muss ich mich identifizieren?

Von der Volks­ver­schlüs­se­lung werden hochwertige Klasse 3-Zertifikate ausgestellt. Ein wesen­tliches Sicherheitsmerkmal dieser Zertifikate ist, dass die Identität des Zertifikatsinhabers im Rahmen der Zertifizierung zuverlässig festgestellt werden konnte.

Welche Anwendungen werden unterstützt?

Die Volks­ver­schlüs­se­lung erzeugt Zertifikate, die von allen E-Mail-Clients, Browsern und Web-Anwendungen genutzt werden können, die X.509 unterstützen. Von der neuen Software können aktuell die E-Mail-Clients MS Outlook und Thunderbird, sowie die Browser Internet Explorer, Chrome und Firefox automatisch zur Nutzung der Zertifikate konfiguriert werden. Die automatische Integration ist für weitere Anwendungen geplant, ebenso eine Unterstützung von OpenPGP in einem späteren Release.

Worin liegt der Unterschied zwischen Verschlüsseln und Signieren einer Nachricht?

Eine verschlüsselte Nachricht ist eine Nachricht, die auf dem Transportweg vollkommen unlesbar ist. Nur der Empfänger der Nachricht kann die Nachricht entschlüsseln, das heißt "lesbar" machen. Eine signierte Mail klärt eindeutig die Urheberschaft einer Mail. Das bedeutet: Mails können nicht mehr unter falschem Namen und vorgetäuschter Mailadresse verschickt werden.

Kann ich mithelfen, die Volks­ver­schlüs­se­lung weiterzuentwickeln? Ja. Bitte wenden Sie sich dazu an Fraunhofer SIT (info@remove.this.volksverschluesselung.de).

Weitere Informationen:

http://www.volksverschluesselung.de

 

Fragen und Antworten zur Voksverschlüsselung (pdf)

Bericht in faz.net

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